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Tabuthema mit weitreichenden Folgen

Fachärzte, Transplantierte und Unterstützer klärten über Organspende auf — Am Samstag war bundesweiter Tag der Organspende, und auch auf dem Theresienplatz konnte man sich ausgiebig über das Thema informieren. Initiiert wurde der Stand von der Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten Regensburg/Straubing. Die Aktion wurde unterstützt von der AOK, dem Gesundheitsamt, dem Ärztlichen Kreisverband und dem Ärztlichen Bezirksverband Niederbayern. Auch junge Menschen vom Rotaract Club Straubing halfen den Tag über tatkräftig mit.

Siegfried Bäumel, Vorsitzender der Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierter Regensburg/Straubing, erkrankte selbst im Alter von 38 Jahren und erhielt eine Spenderniere. Vor allem aus Dankbarkeit macht er sich seither stark für das Thema Organspende und hält viele Vorträge. Den Verein mit rund 350 Mitgliedern führt der heute 80-Jährige nun seit circa 40 Jahren. Er ist großer Befürworter der sogenannten Widerspruchslösung, die mittlerweile stark im politischen Diskurs vertreten ist. Denn dann muss sich jeder zumindest einmal im Leben intensivmit der Frage auseinandersetzen, ob er bereit ist, seine Organe zu spenden oder nicht.

Weniger als ein Drittel hat einen Spenderausweis


Spanien und Österreich haben eine solche Widerspruchslösung. Die Folge: Während in Spanien 44 und in Österreich 23 gespendete Organe auf eine Million Einwohner kommen, sind es in Deutschland, mit der derzeit geltenden sogenannten Zustimmungslösung, lediglich 10,3. „In Deutschland ist es eher ein Tabuthema, zwar sind 84 Prozent für eine Organspende und 89 Prozent würden im Ernstfall gerne eine in Anspruch nehmen, aber lediglich 30 Prozent, wenn überhaupt, haben einen Ausweis“, so Bäumel.

Ein Team an Fachärzten klärte am Stand über die Umstände einer Organspende auf. „Zu Lebzeiten über eine Organspende zu entscheiden, macht es für alle Beteiligten einfacher“, so Prof. Robert Obermaier vom Klinikum St. Elisabeth, „denn im Falle eines Hirntodes steht die Trauer um den Angehörigen im Vordergrund.“ Erst wenn die gesicherte Diagnose des dissoziierten Hirntodes eingetreten ist, werde eine Beatmung eingestellt. Dies sei dann der Moment, in dem über eine Organspende entschieden wird.

„Eine Hirntod-Diagnostik basiert auf mehreren Säulen, unter anderem gibt es den sogenannten Irreversibilitätsnachweis, der den eindeutigen Tod feststellt“, so Dr. Wolfgang Schaaf, Intensivmediziner und Vorsitzender des Ärztlichen Bezirksverbandes Niederbayern.

„Nicht alle Organe sterben gleichzeitig“, sagt Johann Ertl, Allgemeinmediziner und Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Straubing, „als erstes stirbt das Gehirn.“ Die Möglichkeiten der Medizin erlauben es daher, bei gesichertem Hirntod, andere Organe zu entnehmen, diese werden bis zu ihrer Entnahme noch durchblutet.

Organspender kann jeder werden, es gibt dafür keine Altersgrenze. Es reicht, einen ausgefüllten Organspende-Ausweis mit sich zu führen oder seine Angehörigen darüber zu informieren.

v.l.: Michael Samberger, Prof. Dr. Robert Obermaier, Dr. Wolfgang Schaaf, Johann Ertl / Foto: Maren Kielkopf

 

Straubinger Tagblatt, Maren Kielkopf, 3. Juni 2019